Wie alles begann

 

Im Namen der Wellen war im Oktober und November 2016 Teil des Kulturprojekts "angekommen?" der Stadt Siegburg. Die vier Wochen währende Rauminstallation in einem leeren Ladenlokal unter dem Siegburger Bahnhof fand im Rahmen des Projekts "Empty Spaces" von antiform e.V. statt.

 

In der Zeit zwischen September und November 2016 gab es insgesamt acht Treffen in der Notunterkunft für Geflüchtete Siegburg zur Vorbereitung der öffentlichen Aktionen. Dabei sind insgesamt rund 50 Menschen aus der Notunterkunft an dem Fragen generierenden Dialog und den integrierten Performance-Proben aktiv geworden.

 

 

Was meinen wir mit „Kunst“?

 

Im Namen der Wellen ist vor allem eine Kunst-Initiative (und weniger eine pädagogische oder soziale). Auf der Basis einer Orientierung gebenden Rahmen-Struktur schaffen wir einen offenen, cokreativen Raum, der zum Mitgestalten einlädt. Es geht nicht um die „Betreuung  von Flüchtlingen“, und auch nicht um das Vermitteln einer bestimmten Botschaft. Deshalb wird das, was in der Kooperation entsteht, weder bewertet noch zensiert - jede Ausdrucksform hat ihre Berechtigung. Und deshalb geht es hier auch vor allem um Fragen und das öffnende Erlebnis des Fragen-Stellens, weniger um Antworten, Belehrungen, Informationsvermittlung. Das Ergebnis, mit dem sich Im Namen der Wellen darstellt, ist die Summe der Entscheidungen.

 

 

Warum dieser Titel?

 

„Im Namen der Wellen“ als Titel der Initiative greift die Mehrdeutigkeit des Wellen-Begriffs im aktuellen gesellschaftlichen Geschehen auf:

 

Das Wissen um Fliehen übers Mittelmeer, die Bilder von überfüllten Booten auf hoher See, die Informationen über gekenterte Flüchtlingsboote und die Zahlen der in den Wellen Ertrunkenen sind in unsere kollektive Wahrnehmung bereits eingebrannt - die Wellen stehen hier also für die Hoffnung auf gelingende Flucht auf dem Wasserweg ebenso wie für todbringende Naturgewalten.

 

Zugleich ist bei den Ängstlichen in Deutschland (aber auch in anderen Ländern Europas) die Rede von einer Flüchtlingswelle, dem Flüchtlingsstrom. Die zahlreichen Einzelschicksale scheinen sich wie eine große Welle über die „reichen“ und derzeit kriegfreien Länder des Kontinents zu ergießen.

 

„Im Namen der…“ lädt außerdem dazu ein, den Text der christlichen Bekreuzigung „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ zu assoziieren. Das kann Bedeutsamkeit, Dringlichkeit, eine Qualität der Anrufung und des Ausrufs hervorbringen.

Die Spannung zwischen - und Gleichzeitigkeit von - archetypischem Geschehen (= Wellen) und einer suggerierten übergeordneten Perspektive nimmt die Initiative bewusst in Kauf.

 

 

Was bringt das gesellschaftlich?

 

Im Namen der Wellen kann integrativ wirken - die Initiative …

… regt  zu einer Auseinandersetzung mit dem Themenfeld Flucht und Migration an.

… schafft Zugang zu verschiedenen kulturellen Blickwinkeln.

… fördert den interkulturellen Austausch.

… sensibilisiert dafür Fragen zu stellen, die zu einem demokratischen, mitmenschlichen Dialog einladen, und übt so eine spezifische kommunikative Kompetenz ein.

 

Im Namen der Wellen kann Nachhaltigkeit fördern - die Initiative …

… schafft ein künstlerisches und interkulturelles Netzwerk, das langfristig Bestand haben soll.

… kann durch das Sichtbarmachen von professionellen Kompetenzen den Beteiligten berufliche Perspektiven eröffnen.

… dokumentiert gegenwärtige Lebensrealitäten als zeithistorischen Eindruck.

… ist übertragbar auf andere Orte in vergleichbaren Kontexten.

 

 

Kooperation

 

Seit Beginn der Initiative ist eine engere professionelle Zusammenarbeit mit einer Gruppe von Menschen aus der Notunterkunft für Flüchtlinge in Siegburg entstanden. So fließen die kreativen und künstlerischen Ressourcen aller Beteiligten in die verschiedenen Projekte dieser Initiative ein und es entsteht Partizipation auf Augenhöhe. Die Zusammenarbeit ist von Anfang an darauf anlegt, dass die Initiative wächst, weitere aktiv Mitwirkende gewinnt und über den reinen Durchführungszeitraum der Teil-Projekte hinaus Bestand hat. Eine Vision ist, dass daraus für einige der Mitwirkenden auch berufliche Perspektiven entstehen.

 

 

 

 

Warum?

 

Wie können wir verschiedene kulturelle Blickwinkel erforschen?
Wie können wir daraus Demokratie machen?
Können Fragen uns verbinden?

Es gibt so viele Fragen im Meer von Flucht und Migration.

Darum machen wir Im Namen der Wellen.